Alkohol – Eine Frage der Entscheidung

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In Deutschland wird zu viel Alkohol getrunken. Jeder Erwachsene trinkt im Durchschnitt täglich mehr als vier Gläser Alkohol – das ist mehr, als die Weltgesundheitsorganisation (WHO) für gesundheitlich unbedenklich hält. Der Pro-Kopf-Konsum in Deutschland beträgt bereits ca. 14 Liter reinen Alkohols pro Jahr, bezieht man nur Einwohner über 15 Jahre in die Berechnungen mit ein. Damit steht Deutschland im Vergleich mit den anderen Industrieländern auf Platz 6 – hinter Luxemburg, Irland, Ungarn, Tschechien und Frankreich.

Das Bewusstsein für einen verantwortungsvollen Alkoholkonsum zu schärfen – das ist das Hauptziel der geplanten Aktionswoche mit dem Thema „Alkohol? Kenn dein Limit“. Wie viel ist zu viel? Liegt mein Alkoholkonsum noch im grünen Bereich? Welche Spielregeln sind beim Umgang mit Alkohol zu beachten? Mit diesen Fragen soll die breite Bevölkerung zum Nachdenken angeregt werden. Der Alkoholkonsum soll reduziert und gleichzeitig die Stigmatisierung von Menschen mit Alkoholproblemen überwunden werden. Nach der letzten Repräsentativerhebung zum Konsum von Alkohol aus dem Jahre 2006 gibt es in Deutschland:

9,5 Millionen Menschen im Alter zwischen 18 und 64 Jahren, die riskant Alkohol konsumieren. Von einem riskanten Alkoholkonsum wird dann ausgegangen, wenn Frauen täglich mehr als 12 Gramm und Männer mehr als 24 Gramm Alkohol trinken. Das entspricht einem bzw. zwei kleinen Gläsern Wein (0,1 l) oder Bier (0,25 l).

2,0 Millionen Menschen haben einen missbräuchlichen Alkoholkonsum. Sie berichten entweder von körperlichen Schäden (Leber, Bauchspeicheldrüse usw.) oder sozialen Problemen (Führerscheinverlust, Eheprobleme, Verlust des Arbeitsplatzes usw.).

1,3 Millionen Menschen in Deutschland sind abhängig, sie sind nicht mehr in der Lage, ihren Alkoholkonsum zu steuern. Sie sind behandlungsbedürftig krank.

74.000 Männer und Frauen sterben in jedem Jahr vorzeitig an alkoholbedingten Krankheiten.

Jedes dritte Gewaltdelikt und jede zweite Tötungstat wird unter Alkoholeinfluss begangen. Bei jedem dritten Verkehrsunfall ist Alkohol mit im Spiel.

Jährlich werden etwa 4.000 schwerstalkoholgeschädigte Kinder in Deutschland geboren. Die Zahl der Kinder, die ohne körperliche Fehlbildung, dafür aber mit geistigen Defiziten und Verhaltensstörungen zur Welt kommen, wird auf 15.000 bis 20.000 pro Jahr geschätzt.

Das Einstiegsalter für regelmäßigen Alkoholkonsum ist seit 1970 von 15 auf 12 Jahre gesunken. Somit zählen heute schon Kinder zu den Konsumenten. Ein Grund hierfür mag das stetig wachsende Angebot an süß schmeckenden alkoholischen Getränken sein, genannt Alkopops. Diese stellen eine große Gefahr dar, weil es Kindern noch schwerer fällt als Erwachsenen, die Risiken des Alkoholkonsums zu erkennen. Der kindliche Organismus ist extrem anfällig für Schädigungen durch Alkohol. Und je eher ein Kind beginnt, alkoholische Getränke zu konsumieren, desto höher ist die Wahrscheinlichkeit, dass es später einmal alkoholkrank wird.

Der volkswirtschaftliche Schaden durch übermäßigen Alkoholkonsum liegt bei 22 Mrd. Euro pro Jahr, wobei ein großer Teil davon auf medizinische Behandlungen und psychologische Betreuung entfällt. Auch ein hoher betriebswirtschaftlicher Schaden ist zu verzeichnen: Jeder 20ste Mitarbeiter in Betrieben und Unternehmen ist alkoholkrank. Durch Arbeitsausfälle, Unfälle und Produktionsschäden entstehen Kosten in Milliardenhöhe, die vermeidbar wären.

Hinter den nüchternen Zahlen stehen menschliche Schicksale. Für eine große Zahl von Menschen ist Alkohol der wichtigste Lebensinhalt. Sie vernachlässigen dafür soziale Beziehungen, Gesundheit und gesellschaftliches Leben. Suchtkranke werden sehr häufig ignoriert und von der Gesellschaft stigmatisiert, was es ihnen noch schwerer macht, Hilfe zu suchen und anzunehmen.

Ungefähr acht Millionen Menschen sind als Angehörige von Alkoholabhängigen betroffen. Die Substanz Alkohol zerstört oft den Familienzusammenhalt, da sich die Persönlichkeit der Abhängigen verändert. Angehörige leiden unter der Belastung und werden oft selber krank.

Öffentlich geäußerte Ansichten über Alkohol beruhen selten auf solidem Wissen. Doch das gesellschaftliche Bewusstsein zum Thema Alkohol kann sich verändern, wenn Aufklärungsarbeit greift und Spielregeln eingehalten werden. Die Aktionswoche 2009 „Alkohol? Kenn dein Limit“ will helfen, Wege aus Missbrauch und Abhängigkeit zu weisen, die wissenschaftlich gesichert und praktikabel sind.

Die öffentliche Diskussion soll jeden Einzelnen anregen, das eigene Verhalten im Umgang mit Alkohol ehrlich einzuschätzen.

Alkohol – Eine Frage der Entscheidung

Weitere Informationen zur Suchtwoche 2009 finden Sie auch unter
http://www.aktionswoche-alkohol.de